Der Strauß
oder: eine kurze Geschichte von Faulpelzen und Angsthasen
Der schnellste Vogel der Welt, der hohes Gras nicht leiden kann und einzig dann majestätisch aussieht, wenn man ihn nicht von unten betrachtet, wird häufig als Quelle des Ausspruches „den Kopf in den Sand stecken“ betrachtet. Dies geht auf die irrtümliche Annahme zurück, der Strauß stecke seinen Kopf in den Sand oder unter den Flügel, um Gefahr zu entgehen. Grund für das Gerücht könnten Luftspiegelungen in der Hitze sein, die den Kopf beim Fressen im Gras „verschwinden" lassen.
Ein auf dem europäischen Kontinent eher unbekanntes Sprichwort aus dem Iran wiederum spielt auf seine Flugunfähigkeit an. Dort gilt der Strauß als Sinnbild für Entscheidungsfaulheit. Das Sprichwort auf Farsi „Entweder sei ein Vogel und fliege, oder sei ein Kamel und trage“ geht auf eine „überlieferte“ Konversation zurück, in der man ihn aufforderte zu fliegen, woraufhin er behauptete, ein Kamel zu sein. Als man ihm anschließend Lasten auflegen wollte, berief er sich auf seine Vogelnatur.
Im Griechischen auch Kamelspatz oder großer Spatz genannt,
heißt die Gattung des Afrikanischen Straußes struthios camelus, ein Begriff, der auf die langverzweigte Kulturgeschichte und Auseinandersetzung mit dem Laufvogel hindeutet.
„Bei jenen, die einen Vogel haben, muss man auch damit rechnen, dass sie etwas ausbrüten.“
Ernst Ferstl